GETREIDE IN DER HUNDEERNÄHRUNG
Dieses umstrittene Getreide … Ich beschloss, über dieses Thema zu schreiben nachdem ich vor kurzem auf einem meiner Vorträge leidenschaftliche Fürsprecher von Getreide traf. Ich war überrascht, wie viele Emotionen das Thema mit sich bringt. Es schien so, als habe ich für alle Hunde auf der Welt Getreide verboten, obwohl ich nur versucht habe zu sagen, dass ich persönlich denke, dass Hundefutter ohne Getreide besser ist und Getreide für Hunde nicht notwendig ist, und keiner meiner Hunde es zu vermissen scheint.
Der alte Satz “Du bist, was Du isst“ gilt auch heute noch. Jedes Lebewesen, jede Person, Hund, Katze, Frosch, Fisch oder sogar ein Insekt lebt am besten mit der Nahrung, die es in der Natur finden würde.
Unsere Haustiere bekommen oft die falsche Nahrung, aber so geht es uns Menschen ja auch. Wir sind in der Grundveranlagung Jäger und Sammler und deshalb sollten wir eigentlich in erster Linie „gesammeltes“ und dann erst „gejagte“ Nahrung zu uns nehmen. Das ist die Ernährung aus evolutionärer Perspektive. Aber heutzutage essen wir nicht auf diese Art und Weise, und meiner Meinung nach geht es uns deshalb nicht so blendend. Wir sollten weniger Fleisch (Jäger) und mehr rohes (Sammler) wie ungekochte Beeren, Pflanzen, Nüsse usw. zu uns nehmen.
Obwohl viel dazu geforscht wurde, gibt es nicht genügend Studien, die belegen, dass meine Aussage zu 100% richtig ist. Wenn wir den Menschen als Gattung betrachten, dann wäre diese Sichtweise wohl richtig. Aber dann kann man auch immer fragen, was eigentlich „richtig“ ist. Heißt das zu überleben? Oder heißt es gesund zu bleiben? Es gibt viele Definitionen und wie ich schon gesagt habe, fehlt es an wissenschaftlich fundierten Studien.
Das gleiche gilt für die Hundeernährung. Ich glaube, dass das Füttern der Hunde nicht schief geht, solange wir sie mit Nahrung füttern, die sie in ihrem natürlichen Lebensraum finden würden. Aber dann gibt es wieder viele Meinungen darüber, wie denn nun Hunde in der freien Wildbahn fressen würden. Einer der umstrittensten Punkte ist Getreide.
Eine aktuelle Studie, durchgeführt von einer Universität aus Schweden, verglich die Gene von Hunden und Wölfen miteinander. Die Ergebnisse zeigen, dass sich diese zwei Arten genetisch nicht so sehr unterscheiden und dass Hunde in der Lage sind, sich mit Wölfen fortzupflanzen. Anders als Pferd und Esel, die miteinander gekreuzt werden können, aber ihr Nachkomme (Muli) kann sich selbst nicht fortpflanzen, aufgrund des genetisch zu großen Unterschiedes zwischen Pferd und Esel. Wenn Wolf und Hund miteinander gekreuzt werden, dann können sie fortpflanzungsfähige Nachkommen produzieren, weil die genetischen Unterschiede sehr klein sind.
Die Wissenschaft verweist auch darauf, dass genetisch betrachtet Hunde Stärke besser verwerten können als Wölfe. Diese Ergebnisse haben es auch in die Zeitungen geschafft, aber meiner Meinung nach haben die Medien nicht deutlich genug dargestellt, dass „besser“ etwas anderes als „gesund“ ist. Ein weiterer Aspekt, der mich nachdenklich machte ist, dass die Studie auf Genen basiert.
Zu Schulzeiten wurden wir gelehrt, dass alle Lebewesen mit bestimmten Genen geboren werden und das war es dann: Gene sind etwas konstantes und sie ändern sich nicht. Heute wissen wir, dass sich Gene und DNA verändern. Die Umwelt in der wir leben und das Essen, das wir zu uns nehmen, all das formt unsere Gene – das ganze Leben lang. Wir wissen erst wenig darüber, wie stark Chemikalien oder andere Zusätze unsere Gene beeinflussen, aber ich persönlich vermute, dass der Einfluss stark ist…
Nach diesen vorangegangen Aussagen haben Sie sicherlich schon eine Ahnung, was ich damit sagen will. Wenn die Nahrung und die Umgebung auf die Gene wirken, und Wolf und Hund genetische Unterschiede haben, wie sie Stärke benutzen, ist es dann möglich, dass sich Futter und Umgebung des Hundes ebenfalls auf die Studienergebnisse auswirken? Vielleicht, vielleicht nicht. Meiner Meinung nach ist es mehr als wahrscheinlich, aber andererseits ist es gleichgültig.
Nur weil der Hund Stärke besser als ein Wolf verdauen kann, heißt das aber nicht, dass er Stärke GUT verdaut. Es gibt momentan leider nicht genügend Studien über Rohfutter und Trockenfutter – besonders vergleichende Studien – aber in Zukunft wird es sie geben. Mit großem Interesse warte ich darauf, was diese Ergebnisse zeigen werden. Denn es zeigt sich ja, dass Hunde auf Getreide basiertes Trockenfutter überleben, einige von ihnen sogar gut. Ich denke, getreidefrei ist besser, aber ich sage nicht, dass es das Ende der Welt oder eine große Schande ist, Ihren Hund mit Getreide zu füttern. Es gibt Studien, die zeigen, dass viele Hunde mit einer auf Getreide basierten Ernährung mehr Probleme haben, aber das heißt nicht, dass Getreide ein absolutes Tabu sind. Deshalb halte ich es nicht für nötig, über die Körner zu streiten. Jeder Hundebesitzer darf seinen Hund nach Belieben füttern.
Hundefutter ohne Getreide
Das Thema, das ich aufbringen will ist, dass Getreide kein natürlicher Bestandteil der Hundeernährung ist. Es gibt verschiedene Meinungen darüber. Sie rühren daher, dass viele Rassen von Dorfhunden abstammen, die es gewohnt waren die Abfälle als Futter zu bekommen.
Wenn es um Getreide geht, sollten wir zuerst auf das Thema Landwirtschaft schauen. Wie lange wird diese schon betrieben? Nach Wikipedia-Angaben gab es die ersten Zeichen, wie z.B. die Kultivierung von Nutzpflanzen 9.000 vor Christus. Die ersten Erfahrungen mit Landwirtschaft begannen also etwa vor über 11.000 Jahren. Es gibt unterschiedliche Meinungen, wann Hunde zu Hunden wurden, aber 14.000 vor Christus veränderte sich die Körperstruktur von hundeartigen Tieren, die nahe beim Menschen lebten. Die Zähne und das Gehirn verkleinerten sich, was Zeichen für die Zähmung von Hunden sind.
Als Schlussfolgerung wird angenommen, dass Hunde etwa zu dieser Zeit gezähmt wurden, als die Menschen mit der Landwirtschaft begannen. Ich glaube nicht, dass Landwirtschaft in solchem Ausmaß wie heute stattfand und dass die gewachsenen Ernten (Mais oder ähnliches) nicht so leichtfertig weggeworfen wurden wie heute. Die Zeiten waren wirklich anders und ich bin sicher, dass alles essbare auch verwertet wurde. Nichts wurde einfach weggeworfen.
Wenn Sie sich nichts davon halten, dass menschliches Essen wertvoller als Gold war, dann können Sie sich immer fragen, was die Schweine zu dieser Zeit gefressen haben. Sie waren am Anfang nicht Teil der Landwirtschaft. Man sagt, dass sie gegen 2.500 vor Christus dazu gekommen sind. Ob wilde Schweine oder die gezähmte Variante, beide waren Allesfresser. Ich wage zu behaupten, dass wenn Menschen etwas Essen übrig hatten oder es verdorben war, dass es eher den Schweinen gegeben wurde als es auf den Kompost zu schmeißen und es deshalb nicht die Hunde erreichte.
Wenn das Getreide nicht vom Kompost kam, woher bekamen es dann die Hunde? Eine Theorie ist, dass Hunde mit Getreide gefüttert wurden, aber da eben sehe ich ein kleines Problem. Die Dorfhunde rannten frei herum und sie wurden nicht wie heute gehalten. Geschweige denn, dass man zu dieser Zeit Hunde im Haus hielt. Das war sehr ungewöhnlich damals. Diese Ära kommt später und um ehrlich zu sein, sehr viel später…
Aber wie mit allem aus der Vergangenheit: es gibt kein exaktes Wissen darüber wie die Dinge damals tatsächlich geschahen – vor allem bevor es Aufzeichungen gab. Wir können nur versuchen, anhand der Bilder und Überreste zu erraten, welche die Beschreibung der Zeit sind.
Deshalb verbiete ich nicht, Getreide zu benutzen, aber ich gebe Ihnen Argumente warum ich denke, dass es nicht notwendig für Hunde ist. Ich hoffe auch, dass die Menschen zwei Dinge nicht miteinander vermischen: Getreide und Pflanzenmaterial. Dass ich denke, dass Hunde kein Getreide brauchen, heißt nicht, dass sie komplett auf Pflanzenmaterial verzichten sollten.
Wilde Hunde haben Ihr Pflanzenmaterial mehr oder weniger roh gefressen. Abhängig vom Lebensraum haben sie Pflanzen, Beeren, Nüsse und Wurzeln gefressen. Zusätzlich haben sie die Därme ihrer Jagdbeute gefressen, die Pflanzenmaterial des erlegten Pflanzenfressers enthielt. Dieses in den Gedärmen „gekochte“ Pflanzenmaterial war wohl wichtig für Hunde: nicht nur von erlegten Tieren, Hunde fressen auch den Kot von anderen Pflanzenfressern, der auf dem Boden liegt. Oder gibt es jemanden, der behaupten würde, dass Pferde- oder Hasenkot nicht oft appetitlich für Hunde ist?
Es ist allgemein bekannt, dass Hunde dies oft fressen wollen, aber der genaue Grund ist nicht untersucht. Vielleicht weil das Pflanzenmaterial bereits teilweise verdaut ist? Oder sind es vielleicht die Enzyme oder Bakterien aus dem Kot? Oder Enthaltene Prä- und Probiotika? Oder vielleicht einen anderen Grund, den wir noch nicht verstehen?
Viele Hundebesitzer haben auch festgestellt, dass Probleme mit Weizen eventuell durch Gluten verursacht werden. Der Hund auf den Fotos heißt Linda, und sie hat uns mehr als zehn Jahre begleitet. Sie war ein Mischling aus deutschem Schäferhund und finnischem Spitz, und sie hatte Arthrose. Mit etwa sieben Jahren wechselte Linda zu Rohfutter. Die Veränderung war spürbar, aber nichts im Vergleich dazu als wir die Ernährung komplett gluten-frei eingestellt haben. Auf den Fotos ist sie etwas zehn Jahre alt und sie starb mit 12 an einem Gehirntumor.
Gründe für verschiedene Ansichten gibt es immer. Was wir brauchen sind konstruktiven Austausch darüber und wissenschaftliche Studien.